Die Geschichte unserer Gärten beginnt vor den Toren Berlins. An der Grenze zur Feldmark Pankow durften 1896 vier Familien „Armengärten“ zum Anbau gesunder Lebensmittel anlegen und sich außerhalb der engen Stadt an der frischen Luft erholen. Mit den Jahren wurde es immer mehr Parzellen, die sich schließlich bis zur Schönhauser Allee im heutigen Prenzlauer Berg erstreckten.
Die Menschen durchlebten in ihren Gärten Kaiserzeit, Weimarer Republik, Nazi-Herrschaft, Armut, Weltkrieg, Befreiung und Teilung, Revolution und Mauerfall. Während der Teilung der Stadt mussten alle hohen Leitern aus den Gärten verbannt werden, weil über sie immer wieder Menschen die Flucht gelang. Bis am ehemaligen Grenzübergang am Bahnhof Bornholmer Straße am 9. November 1989 die Mauer zwischen Ost und West fiel und eine neue, gemeinsame Zeit begann.
Kaiserreich 1896-1919
Auf einer alten Abladehalde am Rande der wachsenden Hauptstadt Berlin erschlossen sich die Familien Hansen, Kind, Putzke und Ritter eigene Parzellen und gründeten eine Kolonie. Ihnen folgten immer mehr arme Menschen, bauten kleine Lauben und legten Beete an, um ihre Ernährung mit Kartoffeln und Gemüse zu sichern. Manche hielten sich Ziegen und Hühner. Ein erster fester Pfad durch ihre Gärten hieß Finkengrund. Die Anrainer tauften ihre Laubenkolonie „Hungriger Wolf“, ein bald eröffnetes Gartenrestaurant erhielt denselben Namen. Bald erstreckten sich die Parzellen von der Bornholmer Straße bis zur Schönhauser Allee. Die Stadt wuchs an die Anlage heran: Die Bornholmer Grundschule wurde eröffnet, die Ringbahn in Betrieb genommen.
Das älteste Bild unserer Anlage: Männer spielen 1899 Skat im Grünen vor dem Vereinsheim „Hungriger Wolf“ // Vereinsarchiv Bornholm I
Auf einer alten Abladehalde am Rande der wachsenden Hauptstadt Berlin erschlossen sich die Familien Hansen, Kind, Putzke und Ritter eigene Parzellen und gründeten eine Kolonie. Ihnen folgten immer mehr arme Menschen, bauten kleine Lauben und legten Beete an, um ihre Ernährung mit Kartoffeln und Gemüse zu sichern. Manche hielten sich Ziegen und Hühner. Ein erster fester Pfad durch ihre Gärten hieß Finkengrund. Die Anrainer tauften ihre Laubenkolonie „Hungriger Wolf“, ein bald eröffnetes Gartenrestaurant erhielt denselben Namen. Bald erstreckten sich die Parzellen von der Bornholmer Straße bis zur Schönhauser Allee. Die Stadt wuchs an die Anlage heran: Die Bornholmer Grundschule wurde eröffnet, die Ringbahn in Betrieb genommen.
Weimarer Republik 1920-1933
In den turbulenten Zwanziger Jahren mit ihren wirtschaftlich schwierigen Zeiten wurden die Gärten Erholungsort und Lebensmittelreserve. Als eines der ersten Gesetze der jungen Demokratie initiierte Reichspräsident und Gartenfreund Friedrich Ebert (SPD) ein Schutzgesetz für die Schrebergärten. Rund um die Anlage wuchs die Stadt. Die Kolonie “Hungriger Wolf” bekam eine eigene Wasserleitung. Als erste genietete Stahlbrücke Berlins verband die Bösebrücke an der Bornholmer Straße die wachsenden Stadtteile Prenzlauer Berg und Wedding, die 1920 in Groß-Berlin aufgingen.
Nationalsozialismus 1933-1945
Im Nationalsozialismus wurde die Kolonie auf Geheiß der NSDAP nach „Otto Ludwig“ benannt – einem Nationalsozialisten, der 1932 von Kommunisten erschossen worden war. Während des NS-Terrors wurden jüdische Mitglieder aus der Anlage gedrängt. Dennoch boten einige Gärten auch Verstecke für Widerständler, einige Kommunisten sollen sogar eine “Rote Zelle” gegründet haben. Im Zweiten Weltkrieg wurde eine Flakstation errichtet, um die Bösebrücke gegen Luftangriffe zu verteidigen. Die Anlage stand deshalb unter starkem Beschuss. Allein am 8. Mai 1944 fielen 33 Bomben auf das Laubengelände. In der heutigen Vereinsgaststätte hielten sich die Flak-Soldaten auf. Die Alarmglocke erinnert immer noch an diese Zeit. Nach dem Krieg wurden in der Gartenanlage kistenweise Granaten gefunden.
DDR-Zeiten 1949-1989
Nach Kriegsende erhielten die Gärten den Namen Bornholm. Der Brunnen der Anlage versorgte den ausgebombten Kiez mit Trinkwasser. Die Kleingartenanlage Bornholm I lag direkt an der Grenze zu West-Berlin, für den Mauerbau wurden viele Gärten abgerissen. Die Grenzübergangsstelle Bornholmer Straße sowie Grenzstreifen und Kontrollpunkt an der Bösebrücke waren ab dem 13. August 1961 mit mehreren Mauern gesichert. Der Bahnhof Bornholmer Straße war geschlossen, die S-Bahnen fuhren in Ost und West ohne Halt durch.
Wie alle Kleingartenanlagen musste auch unser Verein in der DDR-Zeit der Bevölkerung Obst und Gemüse zur Verfügung stellen. Dafür gab es Aufkaufstellen und auch Läden nahmen liebend frisch Gepflücktes gegen Bezahlung entgegen. Die Gartenanlage Bornholm III musste Botschaften sozialistischer Länder weichen. Dennoch ging das Gartenleben im Grenzgebiet weiter, wenn auch unter strenger Kontrolle.
Aus der Kleingartenanlage Bornholm I glückten einige spektakuläre Fluchten über die Grenze nach West-Berlin. Im September 1986 überwanden ein 26-jähriger Hausmeister und ein 24-jährigen Hilfsmaurer am Wiesenhang mit einer Leiter die Mauer zum Grenzübergang Bornholmer Straße und gingen unerkannt auf dem für Diplomaten reservierten Durchgang in den Westen. Danach waren Leitern in allen grenznahen Gärten der DDR höchstens noch gut gesichert erlaubt.
Nicht alle Flüchtlinge hatten Glück. Nach Recherchen des Zentrums für Zeithistorische Forschung und der Gedenkstätte Berliner Mauer starben vier Menschen an der Bornholmer Straße bei Fluchtversuchen. Auf einer Schautafel am Wiesenhang wird an ihr Schicksal erinnert.
Historisches Luftbild der Bösebrücke mit der Grenzübergangsstelle Bornholmer Straße und der Mauer an der Gartenanlage Bornholm 1; Foto: Hans-Joachim Grimm/Gedenkstätte Berliner Mauer/Wegeleitsystem KGA Bornholm 1 e.V.
Mauerfall und Demokratie ab 1989
Auf der Bösebrücke zwischen Prenzlauer Berg und Wedding fiel am 9. November 1989 als erstes die Mauer zwischen Ost und West. So wurde an der Bornholmer Straße wieder einmal Geschichte geschrieben und eine neue, gemeinsame Zeit begann. Auf dem ehemaligen Grenzstreifen blühen heute Kirschbäume – ein Geschenk Japans zum Mauerfall.
Inzwischen gärtnern, ernten, helfen, entspannen und feiern in den Bornholmer Gärten ebenso Alteingesessene wie Zugezogene aus aller Welt, Rentnerinnen und Rentner und junge Familien. Zusammen gestalten wir im familienreichsten Bezirk Berlins ein vielfältiges Vereinsleben, auch für unseren Kiez. Das ehemalige Garagengelände an der Straßenbahnschleife Björnsonstraße haben wir gemeinsam mit der Nachbarschaft als Berliner Pilotprojekt in den Gemeinschaftsgarten “Schleifengarten” verwandelt, damit Menschen aus dem Kiez auch ohne eigene Parzelle gärtnern und sich treffen können.
Vereinsleben heute
Etwa 450 Gärtnerinnen und Gärtner sind Mitglieder im Kleingartenverein Bornholm I e.V. und bewirtschaften und pflegen 236 Parzellen. Sie wählen einen ehrenamtlichen Vorstand, der sie vertritt, sich um Müll, Wasser, Wege und die Gartenvergabe kümmert sowie das soziale Miteinander im Verein organisiert. Seit einigen Jahren öffnen wir unsere Gärten der Öffentlichkeit. Es gibt Nachbarschaftsgärten und einen Therapiegarten, Kooperationen mit Kitas und Schulen und das ganzjährig geöffnete Vereinslokal “Bauernstube”. Regelmäßig laden wir Berlinerinnen und Berliner zu öffentlichen Veranstaltungen ein: zu Frühlingskonzerten, Kinderfesten, Erntedankfesten mit politischen Frühschoppen und offenen Gärten; zu Workshops, Ausstellungen, Führungen und Konzerten. Im Rahmen unserer Internet- und Öffentlichkeitsaktion „Da wächst was“ haben wir alte Berliner Litfaßsäulen vor der Verschrottung gerettet und nutzen sie zur Darstellung unserer Historie.
Foto von der Vergabe der Goldenen Gartenzwerge bei unserer Saisoneröffnung am 30.04.2023